![bimoz](http://pedelec-elektro-fahrrad.de/wp-content/uploads/2016/03/bimoz-in-action-2.jpg)
Im Frühjahr 2016 wurde die E-Bike-Welt auf den Antrieb von bimoz aufmerksam. Das Startup aus der Schweiz versprach so gut wie alle Features, die man zu dieser Zeit von einem eBike-Antrieb erwarten konnte. Annähernd alle (Online-)Magazine, die sich mit E-Bikes und Pedelecs beschäftigten, aber auch regionale und überregionale Zeitungen und Publikationen berichteten zu dieser Zeit und auch später über die angeblich einzigartige Innovation. Auch wir haben mit einem Beitrag und einer Veröffentlichung einer Pressemitteilung über den Antrieb berichtet, der sich als ultimativ ausgestattetes und universell nutzbares Produkt darstellen möchte.
bimoz – der Beginn
Die Produktion des Antriebs sollte, den aktuellen Trends folgend, über den Crowdfunding-Anbieter INDIEGOGO finanziert werden. Laut der ersten Informationen war der Antrieb bereits fertig entwickelt und nach mehreren Prototypen-Stadien auch serienreif. Für den Anlauf der Produktion benötigte das damals als Gründer-Duo auftretende Paar, bestehend aus Roland Eschler (Schweiz) und Giacomo Carcangiu (Italien), rund 165.000 US-Dollar. Diese finanziellen Mittel sollten über die Crowdfunding-Plattform eingesammelt werden.
Die Auslieferung der Pedelec-Nachrüstsätze sollte dann bereits im August 2016 erfolgen, insofern das geplante Fundingziel erreicht werden konnte. Das Ziel wurde allerdings nicht nur erreicht, sondern um ein Vielfaches übertroffen. Bereits zum geplanten ersten Auslieferungszeitraum standen genügend Mittel für die Serienproduktion zur Verfügung, allerdings wurde bis heute nicht ein einziger bimoz-Antrieb ausgeliefert.
Stattdessen wurden auf der INDIEGOGO-Plattform immer wieder Updates zum aktuellen Stand des Produktes abgegeben und im gleichen Zug das Auslieferungsdatum nach hinten verschoben. Die Unterstützer wurden mit plötzlich auftretenden Problemen konfrontiert, die zumeist von extern verursacht wurden und auf welche das Gründer-Duo kaum Einfluss haben wollte.
Kein Wort mehr von einem serienreifen Status, obwohl man im Vorfeld der Crowdfunding-Kampagne bereits angeblich funktionierende Modelle in Bild und Video gezeigt hatte. Spätestens beim „Stresstest“ des Antriebs bergab(!) hätten die Alarmglocken bei den meisten Unterstützern ununterbrochen läuten müssen.
Doch – wie so oft – lassen sich viele Menschen von schier unglaublichen Versprechungen blenden, nur um am Ende die Chance nicht vertan zu haben, besser als jeder andere dazustehen. Das gilt für viele Bereiche, ob bei finanziellen oder die Gesundheit betreffenden Themen und eben auch hier. Das Problem: einmal unterstützt, ist die finanzielle Beteilung dann zu 99% auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
Wer steckt dahinter?
Hinter dem Projekt steht die Schweizer Z Institute AG (UID: CHE-377.036.098), die von Armin Pörnbacher, einem ehemals weniger erfolgreichen italienischem Rennfahrer, und Giacomo Carcangiu, selbst ernannter Formel-1-Techniker, in Jahr 2015 gegründet wurde. Zu dem Unternehmen, welches mit rund 250.000 CHF an Aktienkapital ausgestattet wurde, stieß erst rund ein halbes Jahr später Roland Eschler hinzu.
Inzwischen ist Armin Pörnbacher, welcher seinen Wohnort zwischenzeitlich auch mal nach Dubai (AE) verlegt hatte, aus dem Unternehmen ausgeschieden und Roland Eschler zum Präsident und Direktor aufgestiegen. Giacomo Carcangiu ist seit der Gründung bis heute als Vorsitzender des Aufsichtsrates eingesetzt und als Entscheidungsträger mit Einzelunterschrift ausgestattet.
Beide sind noch aktuell jeweils noch in anderen Firmen in Entscheidungspositionen tätig. Hier ist Giacomo Carcangiu Präsident und Direktor der Suisse Laboratories AG (UID: CHE-281.643.03), dem ein Armin Pörnbacher (wen wundert’s) als Mitglied des Verwaltungsrates und Direktor zur Seite steht.
Armin Pörnbacher ist auch an der zweiten Firma von Roland Eschler beteiligt, wobei er hier als Mitglied des Verwaltungsrates geführt wird, während Eschler dann als Direktor des mit 100.000 CHF Stammkapital ausgestatteten Unternehmens auftritt.
Über manchen hier beteiligten Firmen steht die Vancor Ltd., deren Geschäftsleitung ebenfalls ein gewisser Armin Pörnbacher innehält. Ihm zur Seite stehen Carcangiu und auch ein naher Verwandter, vielleicht sein Vater. Alle Firmen sind untereinander investiert und beteiligt, ein regelrechtes Firmengeflecht.
Aufgrund der Veröffentlichungen im SHAB, kann man auch gut die Vergangenheit von Roland Eschler, welcher im Fall bimoz als Hauptagierender auftritt, zurückverfolgen. Aus den Eintragungen wird ein zweifelhaftes Geschäftsmodell deutlich, welches auch hier bei der Z Institute AG und dem bimoz-Antrieb zum Tragen kommen könnte.
Wie funktioniert das Geschäftsmodell?
Eines kann man schon vorab feststellen. Bisher hat noch jedes Unternehmen, welches Roland Eschler gegründet hat oder er in der Geschäftsleitung beteiligt war, früher oder später in Liquidation geendet. Die Geschäftsbereiche, in welchen er Unternehmen gründete waren immer unterschiedlich und folgten aktuellen Trendthemen.
Vor der Finanzkrise waren dies Firmen im Bereich Diamanten-, Gold- und Uranabbau in Afrika, für welche man äußerst hohe Summen an Kapital einsammeln konnte. Die Firmen, allen voran die New African Mining AG (UID: CH-020.3.030.970-8) gingen mit Pauken und Trompeten unter, wobei dann viele Anleger von einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals betroffen waren. Dabei hatte er u.a. auch mit Heinz Piroth zu tun, einem mittlerweile verurteiltem Straftäter.
Nach der Krise folgten folgten dann Firmen im Bereich Solar, wie zum Beispiel die Solatera Energy AG (UID: CHE-113.597.447), die Roland Eschler aber rechtzeitig vor der Liquidation verlassen konnte. Diese Vorgehensweise hatte er sich in den vorigen Stationen angewöhnt, denn so sieht es aus, als ob das Unternehmen erst nach seinem Abgang in die Schieflage geraten konnte. Seine eigenen Taschen jedenfalls dürften immer gut gefüllt gewesen sein.
Ein weiteres Trendthema in der heutigen Zeit ist das E-Bike, welches sich Herr Eschler nun mit bimoz ebenfalls angenommen hat. Zusammen mit seinem langjährigen Geschäftspartnern und der Hilfe von INDIEGOGO macht er sich damit nun die überschwängliche Erwartungshaltung von Freunden elektrisch unterstützter Fahrräder zu Nutze.
Auffällig ist, dass die Firmen immer als AG gegründet werden, welche dann immer eine große Anzahl an Aktien zu jeweils sehr geringen Preisen ausgibt. Die Aktien werden außerhalb des offiziellen Börsenmarktes verkauft und sind als sogenannte OTC-Aktien (von englisch over the counter = außerhalb des Bankschalters) besonders für unerfahrene Anleger ein besonders attraktives Investment (Penny Stocks).
In der Folge werden dann die günstigen Aktien meist mittels Brokern künstlich verknappt (aufgekauft) und dann mit immer neuen Meldungen und Gerüchten eine hohe Nachfrage erzeugt. Da es dabei kaum noch Aktien auf dem Markt gibt, steigen die Preise und die aufgekauften Aktien können peu à peu zu hohen Preisen verkauft werden. Erst später sehen die getäuschten Anleger, dass die Papiere nichts wert sind und dank hohem Spread auch noch richtig Geld beim Verkauf kosten.
Per E-Mail hat Eschler einigen neugierigen Backern mitgeteilt, dass die besagten Firmen im Rahmen seiner Arbeit bei einer Agentur gegründet worden seien und er jeweils geplant nur eine kurze Zeit in der Geschäftsleitung tätig war. Das ist äußerst unglaubwürdig und entbehrt jeglicher Logik.
„Pedelecs & E-Bikes“ war vor Ort
Die Z Institute AG ist in Baar im schweizerischen Kanton Zug angesiedelt. In der Zugerstrasse 76B sollen die Geschäftsräume sein, in welchen der sagenhafte bimoz-Antrieb das Licht der Welt erblickt hat. Kurzerhand sind wir im Zuge unserer Recherche selbst dorthin gefahren.
Dort angekommen keine Spur von der Z Institute AG, kein Büro, kein Firmenschild – nicht einmal ein Briefkasten. Auch von den anderen Unternehmen der Geschäftspartner, die hier vor Ort angesiedelt sein sollen, fehlt jede Spur. Was ist da los?
![](http://pedelec-elektro-fahrrad.de/wp-content/uploads/2018/11/bimoz_zentrale_baar_nicht-1-426x351.jpg)
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![](http://pedelec-elektro-fahrrad.de/wp-content/uploads/2018/11/bimoz_zentrale_baar_nicht-3-426x351.jpg)
Fakt ist: Dort ist jedenfalls kein Büro des Unternehmens, wo Roland Eschler die nächsten Schritte seiner doch zweifelhaften Unternehmen plant. Vielleicht sitzt er in seinem Wohnort Wädenswil oder auch ganz woanders auf der Welt?
Hier vor Ort wird nur eine gemietete Firmenadresse als Domizil genutzt (https://www.tsbag.ch/domizil/), allerdings haben wir auf den Briefkästen keinerlei Hinweis auf die Z institute AG gefunden. Der arme Briefträger steht wohl auch oft davor und weiß nicht, wo er die Briefe von den enttäuschten Unterstützern und deren Anwälten denn nun einwerfen soll… 😉
Es ist ebenfalls klar, dass man mit derzeit anvertrauten 1,3 Mio. EUR sehr wohl eine Quasi-Produktionstätte (MBL Solutions) in der Nähe von Genua mit zahlreichen Bauteilen von Lieferanten aufbauen kann, in welcher „Formel1“-Techniker Carcangiu herumtollen kann und einzelne Schritte einer angeblich sehr bald startenden Serienproduktion in Ruhe vorführen kann (s. Videos auf YouTube von Roland Eschler: https://www.youtube.com/channel/UC4M6jYGO9c5WEnXEaxG39IA/feed). Wenn man sieht wie zäh die einzelnen Arbeitsschritte ausprobiert werden und wie viel Zeit dabei vergeht (siehe Kommentare auf INDIEGOGO), dann kann man sich fast denken, dass hier niemals eine Serienproduktion starten wird (soll).
Geldmaschine bimoz
Das einzige Ding, welches sich immer dreht, ist die Crowdfunding-Kampagne für bimoz, die sich als unaufhaltsame Geldmaschine für Drahtzieher dahinter entpuppt. Mit relativ regelmäßigen Updates hält Roland Eschler die Unterstützer und solche, die es noch werden möchten, bei Laune und verschiebt den Auslieferungstermin immer wieder in greifbare, aber doch entfernte Nähe.
So ging das Jahr 2016 und das Jahr 2017 vorbei und auch das Jahr 2018 wird enden, ohne dass auch nur ein Unterstützer ein angeblich fertig entwickeltes Produkt erhalten wird. Den soeben erst von Dezember 2018 auf März 2019 geänderten Auslieferungstermin kann man ebenfalls schon heute getrost aus den Kalendern streichen.
Aus technischer Sicht ist bimoz aus unserer Sicht auch kein großer Wurf, denn sowohl die Akkuleistung mit max. 60 km (kleine Batterie), als auch das Drehmoment von 50 Newtonmeter reißt heute kaum noch jemand vom Hocker. Abgesehen davon, dass die bekannte Nachrüstproblematik auch hier zum Tragen kommt, denn die Montage eines wie auch immer gearteten Nachrüstsatzes an einem x-beliebigen Baumarkt-Fahrrad mit mechanischen V-Brakes und einem nicht auf diese Belastung abgestimmten Rahmen ist aus unserer Sicht generell nicht zu empfehlen.
Die Videos, die über die Schritte zur Serienproduktion berichten sollen, wirken stümperhaft und lassen große Zweifel aufkommen, ob überhaupt fundiertes Fachwissen verfügbar ist. Eines kann man schon jetzt sagen: Falls die Serienproduktion jemals in der Art anlaufen sollte, wird es sehr lange dauern, bis alle Unterstützer ihr Produkt in den Händen halten.
Auch in Japan läuft eine entsprechende Crowdfunding-Kampagne, die ebenfalls schon einiges an zusätzlichem Geld eingebracht hat. Natürlich wurde (und wird) dort auch nicht ein einziger Antriebssatz ausgeliefert (werden).
Abstand nehmen
Zugegeben, wir haben uns in 2016 auch blenden lassen. Zu schön klangen die Werte des Antriebs, zu plausibel schien der Antrieb an die verschiedensten Fahrräder zu passen, zu sauber designt wirkte die Smartphone-App und auch das gesamte Auftreten des Start-Ups wirkte zuerst durchdacht und professionell.
Im Laufe der Zeit wuchsen aber auch bei uns die Zweifel und wir haben nach und nach Informationen gesammelt, zuletzt auch im vergangenen Sommer vor Ort in der Schweiz. Wir sehen es zudem als unsere Pflicht an, unsere Leser und andere Interessierte davor zu warnen, weiter Geld in dieses „Projekt“ zu stecken.
Aus unserer Sicht droht hier Totalverlust!!! Einzig die „Macher“ hinter dem Antrieb dürften zusammen mit der Plattform INDIEGOGO in unvorhersehbarer Weise profitieren. Lassen Sie sich also nicht dazu hinreißen, derart überschwengliche Versprechungen zu glauben. Die Enttäuschung am Ende dürfte dabei umso größer werden.
Weiteres „Projekt“ in Warteschleife
Übrigens haben die beiden Herren samt Hintermänner schon ein weiteres millionenschweres „Projekt“ in Wartestellung. Mit Qmoz wollen sie das erreichen, was die etablierten Autohersteller in Jahren nicht geschafft haben: ein funktionierendes Fahrzeugkonzept mit Direktantrieb an jeweils 4 Rädern auf die Beine zu stellen, welches auch bezahlbar ist. Natürlich strotzt auch dieses Projekt nur so mit fantastischen Werten wie 90% Energierückgewinnung, Energieversorgung durch Superkondensatoren, Drehmomenten von 1.200 Newtonmeter und so weiter und so fort. Spannend, oder?
Disclaimer: Dieser Beitrag gibt einzig und allein die Meinung des Autoren wieder. Die genannten Informationen über die früheren Stationen der hier genannten Personen lassen sich durch die öffentlich einsehbaren SHAB-Meldungen belegen und nachvollziehen. Weitere Informationen wurden u.a. durch Mitglieder des Pedelecforum.de erlangt, die in öffentlichen Threads gepostet wurden.